13.6.2030, Mittag
offene Szene

Richard summte leise vor sich hin, während er die Gänge des Schlosses entlang ging. Im Moment war es ziemlich ruhig, da die Damen gerade am Mittagstisch saßen. Die meisten von ihnen waren heute in ziemlich ausgelassener Stimmung, da erst am vorherigen Tag ein neues Gesetz erlassen wurde, welches das Wahlrecht für Männer in Großbritannien komplett abschaffte. Richard war sich allerdings nicht so sicher, ob er sich darüber genau so freute wie die Ladies. Bisher war er den feministischen Kurs seiner Freundin Victoria und ihrer Anhänger willentlich mitgefahren, doch dieser Schritt erschien ihm doch etwas hart.
Sicherlich, auf dem Gelände des Boyle Castle hatten die Männer noch weniger zu sagen, aber allgemein fand er das Recht auf Mitbestimmung doch sehr wichtig. Es schützte vor zu starkem Missbrauch der Macht. Und mittlerweile hatte sich doch auch ein Großteil der Männer mit der neuen Gesellschaft abgefunden und hatte gar nicht das Bedürfnis, am aktuellen Regierungskurs etwas zu ändern.
Die Damen jedoch empfanden es als Anlass zur Freude, also würde sich Richard hüten, sich zu beschweren. Er hatte diese Woche schon genug Bestrafungen bekommen.
Nach dem Essen würde sich wahrscheinlich die eine oder andere Dame in die Schlossgärten begeben, um dort einen kleinen Verdauungsspaziergang zu machen.
Also überprüfte er lieber, ob einer der Gärtner auch dafür sorgte, dass der Garten in gutem Zustand war. Ob die Blumenbeete heute schon gegossen worden waren? Als Stewart war es seine Aufgabe, die Tätigkeiten der anderen Bediensteten zu koordinieren und gegebenenfalls selbst Hand anzulegen. Die Verfehlungen der anderen musste er teilweise selbst ausbaden, das wusste er.
Als Richard hinaus in den Garten trat, sah er keinen der Gärtner weit und breit. Er runzelte die Stirn und sah sich um. Das war wieder mal ärgerlich. Hoffentlich ließen sich die Damen noch etwas Zeit, bis er einen der Gärtner aufgespürt hatte. Sonst würde er die Konsequenzen zu spüren bekommen.